Das Kloster Lorsch
Holzhausen wird im Jahre 849 im Codex Laurihamensis (Lorscher Codex) erstmals urkundlich erwähnt. Dieser Codex ist nicht im Original, sondern in einer späteren Abschrift erhalten. In diesem Codex ist in Teilen die Urkunde zitiert, die als Vertrag die Rechtsgrundlage für eine Schenkung des Ratbert von Holzhausen („Holzolveshusen“) an das Kloster Lorsch bildet. Als vor 1150 Jahren unser im Breisgau gelegene Ort Holzhausen in der besagten Schenkungsurkunde des Benediktinerklosters Lorsch erstmals genannt wurde, zählte die damalige Reichsabtei zu den angesehensten im damaligen Reich. Die erste urkundliche Nennung unseres Dorfes erfolgte anno 849, wenige Jahre nach der Teilung des karolingischen Imperiums im Vertrag zu Verden (Verdun 843 n.Chr.), wodurch das ostfränkische Reich Ludwig des Deutschen, das westfränkische Karl II. und Italien mit der Kaiserwürde sowie dem Gebiet zwischen Rhein, Scheide und Rhone Lothar I. zufielen. König Ludwig der Deutsche (840 bis 876), dessen besondere Zuneigung dem Kloster Lorsch galt, bestimmte diesen Ort als Grablege für sich und seine ostfränkische Herrscherdynastie. Er selbst wurde dort 876 bestattet.
Die Gründung des Klosters erfolgte Mitte des 8. Jahrhunderts: Die fränkischen gräflichen Stifter des Klosters schenkten ihr Eigenkloster 764 ihrem Verwandten, dem Erzbischof Chrodegang von Metz. Berèits ein Jahr später erhielt Chrodegang von Papst Paul I. die Reliquien des römischen Märtyrers aus der Zeit der Christenverfolgung, des heiligen Nazarius, dem zusammen mit den Apostelfürsten Petrus und Paulus als klösterliche Kirchenpatrone der 774 eingeweihten neuen Basilika jahrhundertelang hohe Verehrung zuteit wurde. Am Tage der Einweihung der Klosterbasilika – sie fiel in die frühe Regierungszeit Karls d.Gr. (768 bis 814) war das Lorscher Benediktiner-Convict bereits als Königskloster, also als Reichsabtei, wurde. Am Tage der Einweihung der Klosterbasilika sie fiel in ausgewiesen. Dadurch kam es in den Genuss vieler Privilegien. In den folgenden Jahrhunderten der Blütezeit des Klosters schrieben Fürstäbte aufgrund ihrer Machtfülle und ihres weitreichenden Ein flusses in mancherlei Hinsicht Welt- und Kirchengeschichte. Manche von ihnen wurde sogar zur Ehre der Altäre erhoben. Einmal war das Kloster sogar Ziel einer Papstreise: Der aus Eguisheim im Oberelsaß stammende Papst Leo IX., bedeutendster deutscher Papst des Mittelalters (1048 bis 1054), stattete als Oberhirte auf dem Stuhl Petri dem Benediktinerkonvent einen höchstkirchlichen „Staatsbesuch“ ab. Das Kloster war über Jahrhunderte hinweg gern besuchte Aufenthaltsstätte zahlreicher deutscher Könige und Fürsten. Für Ludwig den Deutschen war es das „Lieblingskloster“.
Das Kloster hat in seiner frühmittelalterlichen Glanzzeit bedeutsame Beiträge zur europäischen Geistesgeschichte geliefert: So sind im klösterlichen Scriptorium die Werke antiker Autoren (Vergil, Livius, Cicero u.a.) aufgezeichnet worden, das sogenannte „Lorscher Arzneibuch“ ist ebendort kurz vor 800 entstanden, die älteste erhaltene liturgische Buchrolle des lateinischen Mittelalters, der „Lorscher Rotundulus“, eine umfangreiche Litanei, stammt von dort, althochdeutsche Texte wie der „Bienensegen“ finden sich unter den nicht vernichteten Quellen. Heute sind noch rd. 300 Handschriften aus Lorsch erhalten, die weltweit in Museen aufbewahrt werden. Ja sogar den Autor des großen deutschen Heldenepos des Mittelalters, des Nibelungenliedes, das um 1180 entstanden ist und in dem das „kloster unde münster zu Lorse“ besungen wird, vermuten manche unter den Mönchen des Klosters. Für die Besitzgeschichte des Kloster ist der sogenannte „Lorscher Codex“ („Codex Laurihamensis“) wichtig, der nur in einer Abschrift erhalten ist und in Würzburg aufbewahrt wird.
Viele Orte verdanken ihre erste urkundliche Erwähnung dem Codex Laurihamensis. Dort finden sich auch zahlreiche Hinweise auf Schenkungen aus dem Breisgau, vom Kaiserstuhl und dem Markgräflerland (Bötzingen, Buchheim, Neuershausen, Hochdorf, Reute u.a.) sowie aus dem linksrheinischen Elsaß (Markolsheim, Eisenheim).
Von dem ehemaligen Reichskloster Lorsch ist heute nur noch die karolingische Königshalle aus dem 9. Jahrhundert erhalten, ferner ein Teil des Kirchenbaus (siehe Bild). Durch Grabungen ist der Grundriß der Klosterkirche und des Klosterareals nachgewiesen. Große Verdienste um die Erforschung und die Restauration des ehemaligen Reichsklosters haben sich das Landesamt für Denkmalpflege Hessen und die Stadt Lorsch erworben. Als erstes Kulturdenkmal des Hessenlandes wurde das Kloster Lorsch 1991 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO eingetragen und damit der welt- und kulturgeschichtlich hohe Rang dieses Reichsklosters dokumentiert.
Dr. Josef Licht
Artikel aus der „Zittig zum Höfefescht 31. Juli – 2. August 1999“ anlässlich der schriftlichen Ersterwähnung von Holzhausen vor 1150 Jahren.