St. Pankratius und Apollinaris – 500 Jahre Bau und Glaubensgeschichte
1150 Jahre Ortsgeschichte beinhalten auch 1 150 Jahre Kirchengeschichte. Die Kirche und das Pfarrhaus geben davon noch heute in vielfältiger Weise Zeugnis. Die Bauwerke und deren künstlerische Ausstattung für unsere Zeit zum Sprechen zu bringen, ist mein Anliegen, das ich mit den folgenden Ausführungen verfolge.
Die erste Steinkirche in Holzhausen wurde im Jahre 1473 vom Bischof von Konstanz eingeweiht. Schon für die damalige Kirche sind die beiden Kirchenpatrone, die Märtyrer Pankratius und Apollinaris, in den Quellen erwähnt. Anzumerken ist, dass Apollinaris, der erste Bischof von Ravenna, um das Jahr 200 und Pankratius um das Jahr 304 in Rom gestorben sind.
Infolge der rund 300 Jahre andauernden Kriegswirren zwischen Österreich und Frankreich wurde nicht nur das gesamte Umland in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch unser Dorf und die Kirche erlitten immer wieder große Schäden. Zudem war mit der Zeit die Kirche für die Bevölkerung zu klein geworden. So entschloss man sich im 18. Jahrhundert, eine größere Kirche im barocken Stil zu bauen. Der gotische Turm der Vorgängerkirche wurde beibehalten (siehe Abbildung). Die Einweihung der neu erbauten Kirche erfolgte im Jahr 1782. Während der gotische Baustil eine Bewegungstendenz nach oben zeigt der gläubige Mensch wollte damit zum Ausdruck bringen, dass sein Streben Gott zu gelten hat -, versucht der Mensch im Barockzeitalter gewissermaßen den Himmel auf die Erde zu holen. Der Kirchenraum des barocken Gotteshauses ist reich geschmückt und lichtdurchflutet. Die Ornamente, die Engel und die Heiligenfiguren sollen uns etwas vom Himmel droben hier auf Erden ahnen lassen (siehe Abbildung). Vom Tabernakel – der „irdischen Wohnung Gottes“ – aus entfalten sich die Altaraufbauten, die um 1785 geschaffen worden sind.
Da ist zunächst das Bild des Hauptaltars, das Maria darstellt; die zwölf Sterne um ihr Haupt erinnern an die Frau in der Offenbarung (Kapitel 12). Sie hat durch ihr Jawort entscheidend zur Menschwerdung Jesu beigetragen. Ihr Sohn hat uns als Menschen erlöst. Allerdings sind wir dadurch nicht schon automatisch von den Versuchungen befreit. Dies will der Künstler des Gemäldes uns sagen, wenn er die Szene der Ursünde in die Erdkugel hineinmalt. Adam und Eva symbolisieren uns Menschen (Genesis, Kapitel 3).
Das obere Bild des Hochaltars zeigt den Hl. Franz Xaver (gestorben 1552 vor China), der im Jahre 1748 zum Patron der Missionen in Indien und aller Länder im östlichen Asien erklärt worden ist. Mit diesem Bild wollte der Maler den Blick der Gläubigen in diesem kleinen Dorf in die weite Welt hinaus lenken.
Auf dem linken Altarbild ist oben Maria von Magdala dargestellt. Sie galt der Kirche als Vorbild der Buße und der Treue zu Jesus. Einmal von seiner Liebe und Vergebung getroffen, richtet sie ihr ganzes Leben nach Jesus aus. Das obere Bild auf dem rechten Seitenaltar zeigt den Hl. Carl Borromäus, der 1610 heiliggesprochen worden ist und durch sein Leben sehr viel zur Erneuerung der Kirche beigetragen hat. Beide Bilder sagen uns, dass Buße, Umkehr und Erneuerung in der Kirche ein immerwährender Auftrag für die Christen sind.
Die beiden großen Gemälde der Seitenaltäre stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie sind bereits vom Nazarenerstil beeinflusst, der in historisierender Art Themen aus der Religion und der Geschichte darstellte. Auf der linken Bild ist der Tod des Hl. Josef vergegenständlicht. Der Hl. Josef galt in jener Zeit als Patron „einer guten Sterbestunde“ und wurde in der Bevölkerung entsprechend sehr verehrt. Auf dem rechten Seitenaltar ist der Hl. Nepomuk zu sehen, wie er gefesselt in Prag in die Moldau gestürzt. Seine Verehrung war besonders in Österreich und Süddeutschland verbreitet. Die Darstellungen der Heiligen sollen uns Auskunft über den Glauben von Menschen in ihrer jeweiligen Zeit geben. Sie sollen den Gläubigen Vorbild sein, sie sollen in ihnen Fürsprecher haben, um mit Gottes Hilfe das letzte Lebensziel, die Ewigkeit in Gott, zu erreichen.
Interessant ist auch, dass in unserer Kirche Jesus dreimal als „Guter Hirte“ dargestellt ist: einmal auf der Tabernakel Tür, dann über dem Hochaltar und schließlich über der Kanzel. Vielleicht wollte der Künstler mitt der letzteren Darstellung den Pfarrern eine sanfte Mahnung mit auf den Weg geben, bei ihrem Dienst in der Gemeinde ein „guter Hirte“ zu sein.
Ein Kunstwerk eigener Art ist der Kreuzweg in unserer Kirche, der im Jahre 1814 nach dem Sieg über Napoleon von dem Freiburger Kunstmaler Simon Göser auf Blech gemalt worden ist (wie auf der Rückseite der zwölften Station zu lesen ist).
Nur kurz erwähnen möchte ich noch die kostbaren Kelche aus der Barockzeit, das Messgewand mit den Wappen der „Harscher“ und den Taufstein aus dem Jahre 1614 – weitere geschichtliche Kleinodien in unserer Kirche.
Vieles ließe sich noch über die Kunstgegenstände unserer Kirche schreiben und sie zu einer „Predigt“ für unsere Zeit werden lassen. Unsere Vorfahren haben große Opfer für die Pfarrkirche gebracht. Die besten Künstler jener Zeit aus dem Breisgauer Raum wurden für die Ausgestaltung der Räume gewonnen. Mit der Einweihung des neuen Zelebrationsaltares am 5. Dezember 1999 wollen wir die Renovation unserer Kirche abschließen. In dem neuen Gewande soll das Gotteshaus allen eine Möglichkeit bieten und Anlass sein, in der Stille zu beten oder gemeinsam mit der Gemeinde den Gottesdienst zu feiern. Denn schließlich soll unsere Pfarrkirche ja kein Museum sein.
Monsignore Michael Lerchenmüller
Artikel aus der „Zittig zum Höfefescht 31. Juli – 2. August 1999“ anlässlich der schriftlichen Ersterwähnung von Holzhausen vor 1150 Jahren.